Wenn Sie nach einem langen Tag voller Videokonferenzen ungewöhnlich erschöpft waren, erleben Sie etwas, das Forscher immer genauer untersuchen: Videokonferenz-Müdigkeit, auch bekannt als „Zoom-Müdigkeit“. Obwohl der Begriff ursprünglich durch zufällige Beobachtungen in der Anfangszeit des Homeoffice entstand, ist er mittlerweile durch wissenschaftliche Studien fundiert. Wissenschaftler haben in den letzten Jahren untersucht, was videobasierte Kommunikation so anstrengend macht, und die Ergebnisse heben immer wieder einen subtilen, aber wichtigen Faktor hervor: die ungünstige Blickrichtung während Videogesprächen.

Das bemerken die meisten Menschen nicht bewusst. In einem Zoom-Anruf wirkt alles weitgehend normal – Gesichter erscheinen, Menschen sprechen, das Gespräch verläuft. Doch hinter dieser oberflächlichen Normalität funktionieren die sozialen Signale, die normalerweise Interaktionen steuern, nicht mehr ganz so wie früher. Die Anordnung von Webcams und Bildschirmen erzeugt kleine Verzerrungen im Blickfeld, die das Gehirn unbewusst auszugleichen versucht. Mit der Zeit trägt diese zusätzliche Anstrengung zum allgemeinen Gefühl der Erschöpfung bei.

Dieser Artikel untersucht, was die Forschung tatsächlich darüber aussagt, wie eine Fehlausrichtung des Blicks zur Zoom-Müdigkeit beiträgt, wie selbst geringfügige Winkelverschiebungen eine Rolle spielen und warum eine genauere Ausrichtung der Webcam auf die natürliche Augenhöhe des Benutzers einen Teil der kognitiven Belastung bei Videokonferenzen reduzieren kann.

Was die Forschung über Videokonferenzmüdigkeit aussagt

Ein Wendepunkt im Verständnis der Erschöpfung durch Videokonferenzen kam mit der Entwicklung der Zoom Exhaustion & Fatigue (ZEF) Scale , die 2021 in Computers in Human Behavior Reports veröffentlicht wurde.

Die ZEF-Skala zeigte, dass Videokonferenzen messbare Zunahmen verschiedener Arten von Ermüdung – visueller, sozialer, emotionaler und motivationaler – hervorrufen, die sich von der Ermüdung bei allgemeiner Computernutzung unterscheiden. Der Unterschied ergibt sich daraus, dass Videogespräche Schlüsselelemente natürlicher sozialer Interaktion verändern, darunter Timing, Aufmerksamkeit, Mimik und insbesondere Blickkontakt.

Die Vorstellung, dass Videoanrufe eine zusätzliche kognitive Belastung darstellen, steht im Einklang mit einem umfassenderen theoretischen Rahmen, der von dem Stanford-Forscher Jeremy Bailenson in Technology, Mind, and Behavior (2021) vorgestellt wurde.

In seiner Arbeit beschrieb Bailenson, wie Videokonferenzen nonverbale Signale komprimieren oder verzerren, die Selbstbeobachtung verstärken, natürliche Bewegungen einschränken und leichte Verzögerungen verursachen, die den Gesprächsfluss stören. All dies trägt zur psychologischen Belastung durch Videokonferenzen bei. Die Forschung der letzten Jahre hat es Wissenschaftlern jedoch ermöglicht, noch einen Schritt weiter zu gehen und zu quantifizieren, wie spezifische Aspekte der Videokommunikation die kognitive Anstrengung beeinflussen. Eine der wichtigsten Entwicklungen auf diesem Gebiet ist die Untersuchung der Blickexzentrizität , also der Winkelabweichung zwischen dem Blickpunkt, den eine Person im Video zu haben scheint, und dem Blickpunkt, den sie in einer persönlichen Begegnung hätte.

Blickexzentrizität verstehen: Ein kleiner Winkel mit großer Wirkung

In einer 2025 in Computers in Human Behavior veröffentlichten Studie untersuchten Forscher, wie Winkelabweichungen im Blick – die als Exzentrizität bezeichnet werden – die Klarheit der Blickinterpretation beeinflussen.

In diesem Zusammenhang bezeichnet Exzentrizität einfach den Winkel zwischen der Kameralinse und dem Punkt auf dem Bildschirm, an dem das Gesicht des Gesprächspartners erscheint. Es handelt sich um ein geometrisches, nicht um ein psychologisches Maß. Die Studie ergab, dass selbst geringfügige Abweichungen es den Teilnehmern erschweren, die Blickrichtung ihres Gegenübers wahrzunehmen.

Die Schwellenwerte waren auffallend niedrig:

  • Bei einer horizontalen Exzentrizität von 2,7 Grad und

  • Bei einer vertikalen Exzentrizität von 5,4 Grad

Die Teilnehmer hatten bereits messbare Schwierigkeiten, die Blickrichtung zu bestimmen.

Diese Blickwinkel sind im Alltag kaum wahrnehmbar. Sie entsprechen einer minimalen Bewegung des Blicks über oder unter die Kamera. Doch wenn diese Bewegung während eines Gesprächs konstant bleibt, stört sie subtil die Fähigkeit des Gehirns, eines der wichtigsten sozialen Signale zu entschlüsseln, die Menschen nutzen: die Richtung, auf die die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers gerichtet ist.

Der Effekt ist nicht dramatisch, aber er ist anhaltend. Und da das Gehirn äußerst empfindlich auf Richtungshinweise in Augenbewegungen reagiert, erfordert die Diskrepanz zwischen erwartetem und wahrgenommenem Blick zusätzliche kognitive Verarbeitungsprozesse. Diese tragen zur kumulativen Zoom-Müdigkeit bei.

Warum typische Webcams Blickfehlstellungen verstärken

In der Praxis werden diese Winkelverzerrungen oft deutlich verstärkt und übertreffen die in der Studie ermittelten Grenzwerte bei Weitem. Eine Webcam auf einem großen Monitor kann leicht 20 Grad über Augenhöhe positioniert sein. Die Kamera eines Laptops auf dem Schreibtisch befindet sich häufig 10 bis 20 Grad darunter . Externe Webcams, die seitlich angebracht sind, erzeugen ebenfalls seitliche Abweichungen ähnlicher Größenordnung.

Diese Abweichungen sind vier- bis siebenmal größer als die Fehlausrichtung, die laut einer Studie von ScienceDirect die Interpretation des Blicks erschwert. Da diese Abweichungen während Videogesprächen kontinuierlich auftreten, verstärkt sich der Effekt. Ihr Gesprächspartner scheint leicht nach unten zu schauen, selbst wenn er Sie im Fokus hat. Sie scheinen leicht über oder unter ihn zu schauen, selbst wenn Sie im Gespräch sind. Unbewusst gleichen wir das zwar aus, aber diese Anpassungen erfordern Anstrengung.

Eine Studie aus dem Jahr 2024 in Business & Information Systems Engineering unterstützt diese Interpretation und kommt zu dem Ergebnis, dass eine verminderte Klarheit des Blicks und der Mikroexpressionen den kognitiven Aufwand erhöht, der für den Gesprächswechsel und die Interpretation der Interaktion während Videokonferenzen erforderlich ist.

Diese kleinen, aber hartnäckigen Wahrnehmungsunterschiede führen zu Unklarheiten, wo ein persönliches Gespräch automatisch Klarheit schafft.

Das Gehirn arbeitet härter, wenn der Blick schräg ist.

Weitere Unterstützung liefert die Neurowissenschaft. Eine 2021 in Frontiers in Robotics and AI veröffentlichte Studie verglich die Reaktion des Gehirns auf direkten menschlichen Blickkontakt mit der Reaktion auf künstlichen oder falsch ausgerichteten Blick.

Die Forscher fanden heraus, dass natürlicher, synchroner Blickkontakt den rechten temporoparietalen Übergang (rTPJ) – eine Region, die mit sozialer Kognition in Verbindung steht – effizienter aktiviert als ein nicht ausgerichteter Blick. Wenn der Blick nicht ausgerichtet ist, muss das Gehirn zusätzliche Arbeit leisten, um Absicht und Aufmerksamkeit zu entschlüsseln.

Diese Erkenntnis deckt sich mit der Forschung zur Exzentrizität: Selbst geringfügige Winkelabweichungen, die aufgrund der Kamerapositionierung häufig bei Videokonferenzen auftreten, können die Effizienz der Verarbeitung sozialer Signale beeinträchtigen. Im Laufe eines langen Tages mit vielen Meetings trägt diese Ineffizienz zu dem Gefühl mentaler Belastung bei, das oft als „Zoom-Müdigkeit“ bezeichnet wird.

Zoom-Müdigkeit ist nicht nur unangenehm – sie beeinflusst das Verhalten

Eine Studie aus dem Jahr 2024, die in Scientific Reports veröffentlicht wurde, fügt dem Bild eine weitere Dimension hinzu.

Teilnehmer, die stärkere Erschöpfung durch Videokonferenzen verspürten, zeigten bei Gruppenentscheidungen eine erhöhte Konformität. Dies deutet darauf hin, dass kognitive Erschöpfung das Denk- und Reaktionsverhalten beeinflusst. Daraus ergibt sich ein wichtiger Punkt: Videokonferenz-Erschöpfung ist nicht nur ein Gefühl der Müdigkeit; sie kann soziale Dynamiken und Entscheidungsprozesse beeinflussen.

Zusammengenommen bekräftigen diese Ergebnisse, dass Zoom-Müdigkeit das Ergebnis mehrerer sich überschneidender Faktoren ist, wobei eine Fehlausrichtung des Blicks eine bedeutende Rolle spielt.

Wie die Kameraausrichtung auf Augenhöhe in diese Forschung passt

Die veröffentlichten Studien bewerten keine spezifischen Geräte und geben auch keine konkreten Hardware-Empfehlungen. Der zugrunde liegende Mechanismus ist jedoch einfach: Je geringer die Blickexzentrizität, desto natürlicher wirken die Blickkontaktsignale.

Kameras auf Augenhöhe verringern den Winkelabstand zwischen Objektiv und dem Punkt auf dem Bildschirm, an dem das Gesicht des Gesprächspartners erscheint. Je näher die Kamera an dem Punkt ist, auf den die Augen natürlicherweise fokussieren, desto geringer wird die Fehlausrichtung und nähert sich den in der Exzentrizitätsstudie ermittelten Schwellenwerten an. Dies verbessert die Genauigkeit der Blickrichtungshinweise und entspricht damit eher den Erwartungen an die direkte Interaktion.

Die iContact-Kamera ist ein Beispiel für ein Gerät, das nach diesem Prinzip entwickelt wurde. Indem sie die Linse auf Augenhöhe des Nutzers – direkt vor dem Bildschirmbereich, der den anderen Teilnehmer zeigt – platziert, minimiert sie vertikale und horizontale Exzentrizität. Die Verbesserung ist nicht dramatisch oder revolutionär; vielmehr unterstützt sie subtil die visuellen Bedingungen, unter denen das Gehirn soziale Signale am effizientesten verarbeitet. Konkret ermöglicht sie es dem Nutzer, die Person auf dem Bildschirm anzusehen, während es so aussieht, als würde er sie natürlich ansehen. Dadurch wird eine der in der Forschung identifizierten kognitiven Mikrobelastungen reduziert.

Dies beseitigt zwar nicht die Videokonferenz-Müdigkeit, die vielfältige Ursachen hat, geht aber auf das spezifische Problem der Blickausrichtung ein – einen der bisher am besten quantifizierbaren Einflussfaktoren.

Fazit: Die Geometrie des Blicks ist wichtig.

Je mehr Forscher Videokonferenzen untersuchen, desto klarer wird das Bild. Zoom-Müdigkeit entsteht durch eine Vielzahl von Faktoren: komprimierte nonverbale Signale, eingeschränkte Bewegung, Selbstdarstellung, zeitliche Verzögerungen und der mentale Aufwand, der nötig ist, um subtile Kommunikationslücken zu schließen. Unter diesen Faktoren sticht die Blickexzentrizität als messbares, strukturelles Problem hervor, das in praktisch jedem Videoanruf auftritt.

Schon geringe Abweichungen – 2,7° horizontal, 5,4° vertikal – können die Blickwahrnehmung beeinträchtigen. Gängige Webcam-Einstellungen weisen oft Abweichungen von über 20° auf, wodurch sich der Blick des Nutzers weit außerhalb des natürlichen Blickfelds befindet. Das Gehirn gleicht diese Diskrepanz kontinuierlich aus, was unmerklich zum subjektiven Ermüdungsgefühl beiträgt.

Eine verbesserte Blickausrichtung – sei es durch eine optimierte Webcam-Positionierung, das Anheben des Laptops oder die Verwendung eines Geräts, das die Kamera auf Augenhöhe positioniert – kann diese kognitive Belastung reduzieren. Sie löst zwar nicht alle Herausforderungen der Videokommunikation, bringt die Interaktion aber den Bedingungen näher, für die menschliche soziale Kognition optimal ist.

In einer Welt, in der Videokonferenzen mittlerweile ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags sind, können selbst subtile Verbesserungen bei der Blickausrichtung dazu beitragen, dass sich Gespräche intuitiver, persönlicher und etwas weniger anstrengend anfühlen.